Restaurierung Structo 1:10 Porsche 924 Carrera GTS - fährt!
Verfasst: Fr 26. Apr 2019, 23:19
Die 1:10 Bausätze gehören zu den selteneren Structo Modellen, angeboten wurden sie von 1980 bis vermutlich zum Konkurs 1985. Den Jeep Renegade und den Transpo Truck findet man recht häufig, die 4 anderen (Porsche 924, Porsche 936, BMW M1 Denim, Ferrari F1) sind deutlich seltener. Sehr viel häufiger findet man das 1:10 Fertigmodell vom Ferrari F1, sowie die 1:12 Fertigmodelle und Bausätze.
Der Wagen im Anlieferzustand:
Vor einiger Zeit kam dann endlich der Porsche 924 Carrera GTS zu meiner Structo/Sammlung dazu. Stark bespielt, entsprechend verschmutzt, aber komplett. Allerdings hätte man die Karosserie komplett entlacken und neu lackieren müssen. Das gehört nicht zu meinen Kernkompetenzen, deshalb lag das Projekt erstmal in der Ecke. Dann das Wunder, bei Ebay taucht eine neuwertige Einzelkarosserie auf. Zwar ohne Jägermeister-Design und Startnummern, aber die wichtigen Aufkleber für Scheinwerfer, Heckleuchten & Co waren vorhanden. Also nix wie her damit, die Restaurierung konnte starten.
Die Ersatzkarosserie:
Dazu zunächst das Chassis komplett zerlegt, die Teile gereinigt und vom Schmodder der letzten Jahrzehnte befreit. Die Metallteile im Zitronensäurebad entrostet und die Felgen wieder silber lackiert. Ebenso hat der arg vermackte Frontrammer eine Neulackierung erhalten.
Die Moosgummireifen wurden mit Nivea-Creme aufgefrischt, erstaunlich welche Mengen die aufsaugen können. Die Vorderreifen waren wohl nicht original und dadurch etwas zu breit, die musste ich etwas verschmälern damit sie beim lenken nicht an den Karosserie streifen.
Dann der Zusammenbau… ohne die Explosionszeichnung in der Anleitung wäre ich aufgeschmissen gewesen. Auch wenn es eine überschaubare Teilezahl ist - damit alles (besonders die Differentiale) funktioniert, muss jedes Distanzscheibchen und jede Madenschraube an ihren Platz. Es gibt nämlich Teile, die aus Symmetriegründen auf beiden Seiten der Vorderachse verbaut sind und ein Gewinde für eine Madenschraube haben. Aber nur auf einer Seite darf da auch eine rein, auf der anderen Seite muss das Teil frei auf der Achse drehen können, damit das Differential funktioniert.
Vorderachse:
Hinterachse:
Original wurde das Modell mit zwei Antriebs-fähigen Achsen ausgeliefert, den Motor kann man dann nach Wahl montieren und somit Front-oder Heckantrieb realisieren. Im Katalog und der Anleitung ist für dieses Modell Frontantrieb vorgesehen. Ich habe mich trotzdem für Heckantrieb entschieden, weil die Kardangelenke an der Vorderachse schon etwas verschlissen sind und Ersatzteile nicht zu bekommen sind.
Dann die mitgelieferte RC-Technik. Der originale Carrera Lenkservo lief zwar, aber sehr langsam bzw. altersschwach und er hatte auch Probleme, seine Neutralstellung zuverlässig zu finden.
Die mitgelieferte Carrera Structotronic Fernsteuerung (sogar die seinerzeitige Luxusversion mit 4 Kanälen) funktioniert prinzipiell einwandfrei, zumindest solange ich in der Wohnung war. Draussen gibt’s offensichtlich zu viele Störquellen, die den Betrieb einer ollen 27 MHz AM Funke sehr kritisch machen, das restaurierte Modell soll ja nicht unkontrolliert am nächsten Bordstein zerschellen.
Und mit einem mechanischen Fahrtregler will man eigentlich auch nicht mehr fahren, daher stand die Entscheidung: es kommt moderne RC-Technik rein, um die Funktionssicherheit zu gewährleisten.
Das Lenkservo ist ein günstiges Digitalservo von Amewi. Da es sich nicht ohne weiteres auf den Original-Bohrungen der Technikplatte befestigen lässt, habe ich einen Aluwinkel-Adapter von Ebay geholt. Der lässt sich zwar auch nur an zwei Stellen festschrauben, aber das hält bombenfest.
Als elektronischer Fahrtregler kommt ein Hobbywing Quicrun 1060 zum Einsatz. Der geniesst in der RC-Szene den Ruf eines guten Preis-Leistungsverhältnisses und hat aufgrund seiner Steckbrücken auf der Oberseite ein etwas altmodisches, somit passendes, Erscheibungsbild. Beim Motor waren die originalen Carrera-Stecker eh schon abgeschnitten, der Anschluss des Motors über Tamiya-Kabel war also kein Problem.
Spasseshalber habe ich zu diesem Zeitpunkt mal den Servo und den Fahrrregler über passende Adapterkabel (von Jamara) an den uralten Carrera Empfänger angeschlossen, das funktioniert tadellos! Selbst BEC funktioniert mit dem Structotronic Empfänger, das hätte ich nicht unbedingt erwartet.
Für den Einsatz auf der Strasse musste also ein modernes System mit 2.4 GHz her. Natürlich eine klassische Knüppelfernsteurung, zum einen weil ich die sowieso lieber mag als Pistolensender mit Lenkrad, zum anderen weil das besser zum Modell passt. Allerdings ist das Angebot ab fahrzeug-tauglichen Knüppelsendern sehr dünn. Meine Futaba T4GRS ist super, aber da sind schon fast alle Modellspeicherplätze belegt. Mit der Carson Reflex Stick 3 habe ich keine guten Erfahrungen gemacht. Die Futaba T2HR wird gut bewertet, sieht aber zu modern aus. Letztendlich ist es also eine Absima SR2S geworden, die bislang problemlos funktioniert.
Fertiges Modell mit Sender:
Blieb noch die Karosserie, besser gesagt die Aufkleber dafür. Die Jägermeister-Schriftzüge und Logos steuerte ein Aufklebersatz bei, der eigentlich für den Ford Capri Zakspeed von Tamiya gedacht ist.
Die Karosserie etwas größer und mit Uni-Taschenbuch zum Größenvergleich:
Damit war das Modell fertig und wieder fahrbereit. Im Gegensatz zu heutigen Glattbahnern, die i.d.R. vollgefedert und rundum mit Einzelradaufhängung ausgestattet sind, fehlt hier jegliche Federung. Das Chassis ist in gewissen Grenzen verwindbar, mehr nicht. Damit ist man leider stark eingeschränkt bei der Frage, wo man so ein Modell überhaupt fahren kann. Gepflasterte Untergründe scheiden völlig aus, es muss eine möglichst gut und glatt asphaltierte Strasse (oder Parkplatz) sein. Dummerweise haben auch die manchmal gut getarnte Regenablaufrinnen oder sonstige Schwellen, die das Chassis beschädigen können (wo ein moderner Glattbahner aber relativ unbeschadet drüberkommt).
Fahrvideo wird nachgereicht, sobald draußen gutes Wetter ist und Kumpel Zeit hat zum filmen
Zum Abschluss / Vergleich noch die Scans aus dem Katalog von der 1980 und der Scan der Bauanleitung:
Im direkten Vergleich sieht man, dass die Tamiya Aufkleber entweder zu gross oder zu klein sind
Nächstes Restaurierungsprojekt wird dann der Porsche 936, mit Doppelmotor an der Hinterachse. Gibt bestimmt ein interessantes Fahrverhalten
Der Wagen im Anlieferzustand:
Vor einiger Zeit kam dann endlich der Porsche 924 Carrera GTS zu meiner Structo/Sammlung dazu. Stark bespielt, entsprechend verschmutzt, aber komplett. Allerdings hätte man die Karosserie komplett entlacken und neu lackieren müssen. Das gehört nicht zu meinen Kernkompetenzen, deshalb lag das Projekt erstmal in der Ecke. Dann das Wunder, bei Ebay taucht eine neuwertige Einzelkarosserie auf. Zwar ohne Jägermeister-Design und Startnummern, aber die wichtigen Aufkleber für Scheinwerfer, Heckleuchten & Co waren vorhanden. Also nix wie her damit, die Restaurierung konnte starten.
Die Ersatzkarosserie:
Dazu zunächst das Chassis komplett zerlegt, die Teile gereinigt und vom Schmodder der letzten Jahrzehnte befreit. Die Metallteile im Zitronensäurebad entrostet und die Felgen wieder silber lackiert. Ebenso hat der arg vermackte Frontrammer eine Neulackierung erhalten.
Die Moosgummireifen wurden mit Nivea-Creme aufgefrischt, erstaunlich welche Mengen die aufsaugen können. Die Vorderreifen waren wohl nicht original und dadurch etwas zu breit, die musste ich etwas verschmälern damit sie beim lenken nicht an den Karosserie streifen.
Dann der Zusammenbau… ohne die Explosionszeichnung in der Anleitung wäre ich aufgeschmissen gewesen. Auch wenn es eine überschaubare Teilezahl ist - damit alles (besonders die Differentiale) funktioniert, muss jedes Distanzscheibchen und jede Madenschraube an ihren Platz. Es gibt nämlich Teile, die aus Symmetriegründen auf beiden Seiten der Vorderachse verbaut sind und ein Gewinde für eine Madenschraube haben. Aber nur auf einer Seite darf da auch eine rein, auf der anderen Seite muss das Teil frei auf der Achse drehen können, damit das Differential funktioniert.
Vorderachse:
Hinterachse:
Original wurde das Modell mit zwei Antriebs-fähigen Achsen ausgeliefert, den Motor kann man dann nach Wahl montieren und somit Front-oder Heckantrieb realisieren. Im Katalog und der Anleitung ist für dieses Modell Frontantrieb vorgesehen. Ich habe mich trotzdem für Heckantrieb entschieden, weil die Kardangelenke an der Vorderachse schon etwas verschlissen sind und Ersatzteile nicht zu bekommen sind.
Dann die mitgelieferte RC-Technik. Der originale Carrera Lenkservo lief zwar, aber sehr langsam bzw. altersschwach und er hatte auch Probleme, seine Neutralstellung zuverlässig zu finden.
Die mitgelieferte Carrera Structotronic Fernsteuerung (sogar die seinerzeitige Luxusversion mit 4 Kanälen) funktioniert prinzipiell einwandfrei, zumindest solange ich in der Wohnung war. Draussen gibt’s offensichtlich zu viele Störquellen, die den Betrieb einer ollen 27 MHz AM Funke sehr kritisch machen, das restaurierte Modell soll ja nicht unkontrolliert am nächsten Bordstein zerschellen.
Und mit einem mechanischen Fahrtregler will man eigentlich auch nicht mehr fahren, daher stand die Entscheidung: es kommt moderne RC-Technik rein, um die Funktionssicherheit zu gewährleisten.
Das Lenkservo ist ein günstiges Digitalservo von Amewi. Da es sich nicht ohne weiteres auf den Original-Bohrungen der Technikplatte befestigen lässt, habe ich einen Aluwinkel-Adapter von Ebay geholt. Der lässt sich zwar auch nur an zwei Stellen festschrauben, aber das hält bombenfest.
Als elektronischer Fahrtregler kommt ein Hobbywing Quicrun 1060 zum Einsatz. Der geniesst in der RC-Szene den Ruf eines guten Preis-Leistungsverhältnisses und hat aufgrund seiner Steckbrücken auf der Oberseite ein etwas altmodisches, somit passendes, Erscheibungsbild. Beim Motor waren die originalen Carrera-Stecker eh schon abgeschnitten, der Anschluss des Motors über Tamiya-Kabel war also kein Problem.
Spasseshalber habe ich zu diesem Zeitpunkt mal den Servo und den Fahrrregler über passende Adapterkabel (von Jamara) an den uralten Carrera Empfänger angeschlossen, das funktioniert tadellos! Selbst BEC funktioniert mit dem Structotronic Empfänger, das hätte ich nicht unbedingt erwartet.
Für den Einsatz auf der Strasse musste also ein modernes System mit 2.4 GHz her. Natürlich eine klassische Knüppelfernsteurung, zum einen weil ich die sowieso lieber mag als Pistolensender mit Lenkrad, zum anderen weil das besser zum Modell passt. Allerdings ist das Angebot ab fahrzeug-tauglichen Knüppelsendern sehr dünn. Meine Futaba T4GRS ist super, aber da sind schon fast alle Modellspeicherplätze belegt. Mit der Carson Reflex Stick 3 habe ich keine guten Erfahrungen gemacht. Die Futaba T2HR wird gut bewertet, sieht aber zu modern aus. Letztendlich ist es also eine Absima SR2S geworden, die bislang problemlos funktioniert.
Fertiges Modell mit Sender:
Blieb noch die Karosserie, besser gesagt die Aufkleber dafür. Die Jägermeister-Schriftzüge und Logos steuerte ein Aufklebersatz bei, der eigentlich für den Ford Capri Zakspeed von Tamiya gedacht ist.
Die Karosserie etwas größer und mit Uni-Taschenbuch zum Größenvergleich:
Damit war das Modell fertig und wieder fahrbereit. Im Gegensatz zu heutigen Glattbahnern, die i.d.R. vollgefedert und rundum mit Einzelradaufhängung ausgestattet sind, fehlt hier jegliche Federung. Das Chassis ist in gewissen Grenzen verwindbar, mehr nicht. Damit ist man leider stark eingeschränkt bei der Frage, wo man so ein Modell überhaupt fahren kann. Gepflasterte Untergründe scheiden völlig aus, es muss eine möglichst gut und glatt asphaltierte Strasse (oder Parkplatz) sein. Dummerweise haben auch die manchmal gut getarnte Regenablaufrinnen oder sonstige Schwellen, die das Chassis beschädigen können (wo ein moderner Glattbahner aber relativ unbeschadet drüberkommt).
Fahrvideo wird nachgereicht, sobald draußen gutes Wetter ist und Kumpel Zeit hat zum filmen
Zum Abschluss / Vergleich noch die Scans aus dem Katalog von der 1980 und der Scan der Bauanleitung:
Im direkten Vergleich sieht man, dass die Tamiya Aufkleber entweder zu gross oder zu klein sind
Nächstes Restaurierungsprojekt wird dann der Porsche 936, mit Doppelmotor an der Hinterachse. Gibt bestimmt ein interessantes Fahrverhalten